Ärztlicher Kreisverband
Berchtesgadener Land
Körperschaft des öffentlichen Rechts

1. Vorsitzender
Dr. Reinhard Reichelt
Marzoll, 18.05.2010
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
1. Ich darf Sie recht herzlich zur Jahreshauptversammlung des
Ärztlichen Kreisverbandes begrüßen.
Ich stelle fest, dass die Einladung am 16.04.10 satzungsgemäß
an alle Mitglieder versandt worden ist.
Bestehen Einwände oder Anträge zur Tagesordnung?
2. Totengedenken.
3. Rechenschaftsbericht des 1. Vorsitzenden:
Im vergangenen Jahr konnte das Projekt einer eigenen Homepage
des ÄKV BGL realisiert werden. Die Erstellungskosten
wurden vom ÄBO getragen, die laufenden Kosten trägt der
ÄKV. Da unsere Homepage durch ÄBO zuerst realisiert werden
konnte, waren besonders viele Gespräch mit dem Entwickler z
Teil auch in München nötig. Ich denke jedoch, dass sich das
Ergebnis sehen lassen kann. So sind aktuelle Themen aus dem
Ärzteblatt durch den ÄBO eingestellt. Die Fortbildungen werden
stets aktualisiert. Aktuelle Themen aus dem ÄKV sind ebenso
eingestellt wie ein Portal mit aktuellen Meldungen vom Gesundheitsamt.
Geplant ist evtl ein passwortgeschützter Bereich
mit einer Ärztedatenbank. Verbesserungsvorschläge sind willkommen.
Die Adresse lautet www.aekv-bgl.de
Das vergangene Jahr war geprägt durch einige Umstrukturierungen
im ambulanten Bereich, hier erinnere ich an die Abschlüsse
von Hausarztverträgen zunächst mit der AOK. Die
anderen Kassen warteten offensichtlich erst die Bundestagswahl
ab, zogen aber nach. Diese Hausarztverträge sind insofern
ein Novum, da sie aufgrund einer Gesetzesänderung die
Abrechnung außerhalb der Kassenärztlichen Vereinigung ermöglicht.
Also war es nicht verwunderlich, dass die KV Vorstände
alles daran setzten, diese Verträge zu verhindern.
In diesem Jahr sind KV Wahlen, zu denen ich besonders aufrufen
möchte.
Gerade vor der Bundestagswahl war auch der Vorsitz geprägt
durch Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen, so etwa Podiumsdiskussionen,
Diskussionsveranstaltungen mit dem stv,
Ministerpräsidenten Zeil, Dr. Ramsauer oder MdL Roland Richter.
Dadurch konnten Sorgen und Bedenken bzgl der Gesundheitspolitik
direkt weitergegeben werden. Wir werden die Gesundheitspolitik
der neuen Bundesregierung aufmerksam verfolgen.
Minister Rösler hat auf dem Ärztetag der Bürokratie den
Kampf angesagt. Hier haben sich ja schon viele versucht. Erst
kürzlich wurden die Verwaltungskosten der gesetzlichen Krankenversicherungen
scharf kritisiert, aber hier tut auch keiner etwas
dagegen!
Ein weiteres Problem könnte uns zukünftig bedrohen: Ärztemangel!
Der medizinische Nachwuchs wandert lieber in die Industrie
oder ins Ausland ab, der Altersdurchschnitt der Bayerischen
Hausärzte liegt bei 58 Jahren, manche Praxen sind unverkäuflich!
Vollkommen unverständlich sind die Äußerungen einiger Politiker,
die versuchen, den drohenden Medizinermangel mit einem
Bachelor-Studium zu bekämpfen. Eine Schmalspurausbildung
ist gefährlich in der Patientenversorgung. Wir brauchen verbesserte
Arbeitsbedingungen!
Umso verwunderlicher ist die neuerliche Begeisterung der Bundeskanzlerin
und ihres Gesundheitsministers für die E card zu
sehen. Die KVB setzt ebenfalls auf IT, man denke hier nur an
„emdoc“. Für eine angebliche Qualitätsverbesserung sollen
Notarzteinsätze in ein Internetportal eingetragen werden. Man
fragt sich was passiert mit diesen Daten? Beide Projekte haben
auf diversen Ärztetagen eine Abfuhr erhalten. Trotzdem wollen
beides einige Unverbesserlliche auf Biegen und Brechen
durchsetzen. Man fragt sich WARUM ?
Ende letzten Jahres wurde in Berchtesgaden unter Leitung des
ÄKV Vorsitzenden das erste fachübergreifende Ärztenetz im
Berchtesgadener Land als Gegenpart zu den privaten Anbietern
gegründet. Es soll dadurch auch die kollegiale Zusammenarbeit
und die Patientenversorgung verbessert werden.
Erlauben Sie mir noch eine Bemerkung. Sie haben mitbekommen,
dass die Kliniken Trostberg/ Traunstein und Freilassing/
Bad Reichenhall/Berchtesgaden fusioniert haben. Ich denke,
es ist vom Landkreis ein wichtiges Signal gesetzt worden,
die Kliniken zu erhalten und eben nicht in private Hände zu geben.
Es geht für uns alle um die wohnortnahe Versorgung. Wir
sollten alle dafür sorgen, dass wir unsere Krankenhäuser erhalten!
Dazu gehört auch, dass wir die Einbahnstraße nach Salzburg
möglichst nicht fahren. Patienten, die bei uns hervorragend
versorgt werden können, dürfen nicht nach Salzburg geschickt
werden. Salzburg versucht durch aggressive Werbung
in den Medien in unseren Gebieten zu wildern. Auf der anderen
Seite ist es von höherer Salzburger politischer Seite nicht gewünscht,
dass Österreicher bei uns behandelt werden!
Lassen mich meinen Wunsch nach mehr Kollegialität nochmals
unterstreichen. Dazu brauchen wir die Kommunikation. Es gehört
sich, dass der Krankenhauskollege vom Hausarzt informiert
wird, warum und mit welchen Diagnosen und Medikamenten
ein Patient eingewiesen wird. Auf der anderen Seite ist der
Niedergelassene dankbar, wenn der Krankenhauskollege anruft,
wenn der Patient entlassen wird.
Lassen wir uns nicht durch Politik und selbsternannte Gesundheitsexperten
auseinanderdividieren. Wir sitzen alle in einem
Boot, Fachärzte, Hausärzte Krankenhausärzte.
Lassen wir uns nicht durch Bürokratie unnötige Vorschriften und
Verunglimpfungen in der Öffentlichkeit die Freude an unserem
tollen Beruf am Nächsten verderben!
Es gilt das gesprochene Wort!
Dr.Reinhard Reichelt
1.Vors.ÄKV BGL