„Liefer- und Versorgungsengpässe von Arzneimitteln sind in Deutschlandund in vielen anderen EU-Staaten zu einem zunehmenden Problem fürPatienten, Ärzte und Apotheker geworden“, sagt Dr.Reinhard Reichelt,Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes Berchtesgadener Land.Hierfür gäbe es viele Gründe, wie etwa die Verlagerung der Produktionvon Rohstoffen und Arzneimitteln ins außereuropäische Ausland, insbesondereAsien, Qualitätsprobleme und unzureichende Transparenz hinsichtlichbestehender oder drohender Engpässe. Durch die Corona-Epidemie in China könnten sich die Lieferengpässe noch verschärfen.„Lieferengpässe sind einfach inakzeptabel“, meint Reichelt, egal ob sieAntibiotika, Zytostatika (Krebsmittel) oder Schmerzmittel, wie beispielsweiseIbuprofen, betreffen. Die Zahl der gemeldeten Lieferengpässe beiMedikamenten steige stetig. Ärztinnen und Ärzte seien zunehmend dadurchbelastet, die Folgen für ihre Patientinnen und Patienten abzufedern.Oft könne zwar auf Ersatzpräparate zurückgegriffen werden, jedoch gäbees dann auch Probleme mit der Einnahmetreue der Patienten, der sogenannten„Compliance“. Gerade ältere Patienten würden verunsichert,wenn aufgrund eines Lieferengpasses die Medikation umgestellt werdenmüsse. Ärzte und Praxispersonal koste das zudem Zeit und Nerven. Dazukämen die Rücksprachen mit den Apothekern, die Verordnungen nichtbedienen könnten. „Das ist ein Missstand, der nicht mehr hinnehmbar ist“,erklärt ReicheltWas tun? Abhilfe könne sein, die bestehenden Rabattverträge auf denPrüfstand zu stellen und die Produktion wieder nach Europa zu verlagern.Auf EU-Ebene sollten Vorschläge erarbeitet werden, wie eine solche Verpflichtungaussehen könne.Aktuell listet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte(BfArM) Lieferengpässe bei 259 Arzneimitteln auf (30.01.2020). DasBfArM bietet weitere Informationen zum Thema sowie eine Übersicht zuaktuellen Lieferengpässen für Humanarzneimittel (ohne Impfstoffe) in Deutschland. https://www.bfarm.de